BUNDjugend  
Corona weltweit

Interview mit Victor aus Brasilien

  1. Alter, Beruf, Superheldenpower  
    24, Doktor, Heilen
  2. In welcher Situation befindet sich das Land, in welchem du lebst, gerade in Bezug auf die Cornona-Krise?
    Die derzeitige Situation ist in Brasilien in Anbetracht der Pandämie besorgniserregend. Die Aussichten sind nicht gut. Wir sehen, dass die Zahl der Infizierten und der Todesfälle jeden Tag stärker steigt, sogar noch stärker als in Italien im gleichen Zeitraum, als sie am Anfang der Krise standen. Wir im Gesundheitsbereich haben nicht genügend Kapazitäten, um uns sowohl um die infizierten Menschen, als auch um die anderen Kranken, die ja auch noch unsere Hilfe brauchen, zu kümmern. Die Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind bereits erschöpft. Unser System wird bald zusammenbrechen, wenn dies in einigen Städten nicht schon geschehen ist. Laut unserem Gesundheitsminister haben wir gestern die Zahl von 3936 Infizierten und 114 Todesfällen erreicht. Es ist wichtig zu sagen, dass der erste Fall vor fast einem Monat gemeldet wurde.
  3. Wie geht die Politik mit der Krise um?  
    Wie manche vielleicht wissen, hat Brasilien derzeit einen Präsidenten, der ungeeignet für solch eine Krisenlage ist. Tatsächlich ist es ein Faschist, der für unser Land verantwortlich ist. Er legt die Gesetze und Regelungen nicht so fest, wie sie der jetzigen Realität, in der wir leben, entsprechen sollten. Es überrascht also nicht, dass er die Menschen nicht genügend instruiert und die Pandemie nicht effizient bekämpft: unsere Grenzen wurden zu spät geschlossen, unsere Quarantäne begann zu spät und in einigen Städten hat sie noch nicht einmal begonnen. In anderen Städten wiederum ist die Quarantäne bereits aufgehoben und die Menschen sind aufgrund einer Live-Übertragung, die der Präsident letzte Woche durchgeführt hat, zu ihrem normalen Alltag zurückgekehrt. In ihr kommuniziert der Präsident, dass wir alle unter Hysterie stehen und dass die Pandemie nicht real ist bzw. keine Gefahr darstellt. Die wirkliche Gefahr jedoch würde die Quarantäne selbst darstellen, da sie zu wirtschaftlichen Einbrüchen führt, was aus seiner Sicht definitiv verhindert werden sollte.
    Offensichtlich weiß der Präsident nicht, wie er mit der Situation umgehen soll und alle seine Reden basieren nicht auf Fakten oder Studien, sondern auf seinem Gedankenideal.
    Die Gouverneure der Staaten versuchen bezüglich der Etablierung Sozialer- sozialer Isolation und der Schließung des nicht essentiellen Handels ihr Bestes zu geben. Leider sind sie mit vielen Hindernissen konfrontiert, die aus der Ignoranz des Präsidenten resultieren, Verhaltensreglungen zu übernehmen, die weltweit als hilfreich kommuniziert werden. Was das alles heißt? Brasilien wird kollabieren, und es wird wahrscheinlich schlimmer als in Italien, China oder Spanien. Die Studien, die letzte Woche vom Imperial College London veröffentlicht wurden, unterstützen das, was ich sage.
  4. Was könnte deines Erachtens nach das größte Problem für die Menschen werden?
    Das größte Problem wird der Zusammenbruch des privaten und öffentlichen Gesundheitssystems sein. Es wird dazu kommen, da wir in unserem Land nicht in der Lage sind, diese Anzahl schwerer Krankheits- und Todesfälle zu bewältigen. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass die anderen Krankheiten und Notfälle noch immer existieren und diese Menschen auch unsere Hilfe benötigen. Viele werden diese möglicherweise nicht erhalten, da wir nicht alle gleichzeitig behandeln können. Daher ist es äußerst wichtig, dass die Menschen verstehen, dass sie zu Hause bleiben und sich selbst isolieren müssen! Das andere größere Problem ist, dass unsere Regierung nicht hilft. Einige Menschen und Bürgermeister glauben an diese rücksichtslosen Reden und isolieren sich selbst oder die Städte nicht, wodurch alle anderen Menschen gefährdet werden.
  5. Wie fühlst du dich persönlich? Wie beeinflusst die Situation dich und dein Leben? Was gibt dir Kraft?
    Ich fühle mich erschöpft und elend, weil ich weiß, dass ich nicht jedem helfen kann, der*die Hilfe benötigt. Ich fühle mich von unserer Regierung falsch behandelt und im Stich gelassen. Wir geben uns alle Mühe die Bevölkerung zu schützten und ihr zu helfen, aber auf der anderen Seite kommt unser Präsident daher und behauptet das Gegenteil. Er disqualifiziert unsere Jobs und bringt uns und unsere (zukünftigen) Patienten in Lebensgefahr.