Interview mit Johan aus Schweden
- Alter, Beruf, Superheldenpower
Name: Johan
Alter: 43 Jahre
Job: Arzt
Superkraft: Geduld
- In welcher Situation befindet sich das Land, in welchem du lebst, gerade in Bezug auf Corona-Krise?
Ich lebe in Trollhättan, Schweden. Wie der Kampf gegen das Corona-Virus (Covid-19) hier verläuft: Es hat sich nicht viel verändert. Zwar sieht man weniger Menschen auf den Straßen und in den Geschäften, aber es macht keinen großen Unterschied. Viele Menschen arbeiten von zu Hause aus soweit es möglich ist. Schulen und Kindergärten haben weiterhin geöffnet und gehen ihren geregelten Gang. Zusammengefasst: Das Land hat sich an die Begebenheiten des Virus angepasst, aber nicht in einem Ausmaß, in dem das alltägliche Leben völlig eingeschränkt wird.
- Wie geht die Politik mit der Krise um?
Hier in Schweden halten sich die Politiker zurück. Vor allem Mitarbeiter der Behörde für öffentliche Gesundheit und des nationalen Gesundheit- und Sozialamts treten in den Medien auf. Leider sind sie nicht qualifiziert dafür, die Informationen für die breite Öffentlichkeit verständlich auszudrücken. Somit herrscht Verwirrung über Prognosen und die Maßnahmen der Regierung. Das Ungleichgewicht zwischen den gewählten Politikern und den Beamten der Gesundheitsbehörden in der Öffentlichkeit resultiert einerseits aus dem Fehlen von politischer Leitung, welches viele Bürger als Verweigerung der Politiker gegenüber der Tatsache sehen, dass die Vorgänge von politischer Bedeutung sind. Der Hauptgrund ist jedoch, dass das Land auf eine solche Situation nicht vorbereitet ist.
- Was könnte deines Erachtens nach das größte Problem für die Menschen werden?
Ich denke das größte Problem ist eine unkontrollierte Verbreitung des Virus und der daraus resultierende Anstieg von Menschen, die einen Krankenhausplatz benötigen. Das würde das schwedische Gesundheitssystem überfordern, denn europaweit hat Schweden die geringste Anzahl an Krankenhausbetten pro Kopf. Und wenn viele Menschen krank sind und das Gesundheitssystem stark überfordert ist, dann ist das Risiko hoch, dass auch andere soziale Bereiche davon getroffen werden.
- Wie fühlst du dich persönlich? Wie beeinflusst die Situation dich und dein Leben? Was gibt dir Kraft?
Da die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf oder sogar den Tod in meiner Altersklasse nicht hoch ist, habe ich davor keine Angst. Weder für mich noch für meine Frau und zwei Kinder. um meine Eltern mache ich mir jedoch große Sorgen. Beide sind Teil der Risikogruppe. Kraft gibt mir vor allem die Hoffnung und Erwartung daran, dass die Auswirkungen dieser Krise eine neue politische Richtung nach der Bewältigung selbiger hervorrufen werden und wir somit auf die nächste Krise besser vorbereitet sind.