BUNDjugend  

Ägypten 2016

Im August 2016 war es wieder soweit: In einer herrlichen Unterkunft mitten an der Spree begrüßten die deutschen Teilnehmer*innen die Gäste aus Ägypten. Im großen Garten der Unterkunft Tunnelstraße ging es direkt ans Eingemachte: Wir lernten uns gegenseitig kennen, zeigten einander die Stadt und beschäftigten uns mit unserem Konsumverhalten. Interessante Gäste bereicherten unsere gemeinsame Zeit. Zu erwähnen ist hier ganz klar das Duo aus Christian Kuhtz und Joachim Klöckner, die völlig unterschiedliche Wege hatten, um dem Konsumwahn in Deutschland entgegen zu treten. Heiße Diskussionen entstanden über Wirtschaft, darüber was der Mensch zu leben braucht und darüber, wie man an diese Dinge kommt ohne die Natur zu belasten.

Kritisch und nachhaltig Konsumieren – wie geht das?

aegypten2016_01Einen großen Anteil der Diskussion machten jene über das Essen aus. Klar – Essen verbindet, Essen ist essentiell für interkulturellen Austausch. Dass wir ausschließlich vegetarisch und vegan kochten, löste bei manchem Teilnehmenden Fragen aus. Warum essen Deutsche kein Fleisch? Hat es überhaupt etwas mit Deutsch-sein zu tun? Was ist problematisch an Käse? Wenn wir über kritischen Konsum von Lebensmitteln sprechen, sollten wir dann nicht auch aufhören Kaffee während des Austauschs zu trinken und Gemüse aus dem Ausland zu kaufen?

Nach zwei Wochen verabschiedeten wir uns voneinander. Der Abschied war nicht allzu schlimm, schließlich wussten wir, dass wir uns schon in wenigen Wochen wiedersehen würden.

Hello again – Welcome to Egypt

aegypten2016_02So geschehen. Ende September flog die deutsche Gruppe nach Kairo, wo sie von den Ägypter*innen schon freudig erwartet wurde. Es waren spannende und brodelnde zwei Wochen. Wir besuchten junge Start-Up Gründer*innen, die aus recycelten Materialien neue und wunderschöne Gegenstände machten. Taschen aus Plastiktüten zum Beispiel, die seit dem Austausch farbenfroh auf dem Rücken des ein oder anderen Teilnehmenden prangen. Oder fair gehandelten und handgemachten Schmuck, der als Souvenir oder eigene Errungenschaft mit nach Deutschland genommen wurde.

Aus blieben die Diskussionen über unser persönlichen Konsumverhalten und das der Gruppe auch im ägyptischen Part nicht. Welche Aufgabe und Verantwortung haben wir dadurch, dass wir einen Austausch zu diesem Thema machen? Wie können wir als große Gruppe nachhaltig zusammenleben ohne die Bedürfnisse von Einzelnen einzuschränken? Ist kein Konsum der beste Konsum? Fragen, die uns bis zum Ende beschäftigten.

Der inhaltliche Teil wurde auch in diesem Jahr aufgelockert durch einen großen Anteil an Kultur: ägyptisches Museum, Schnitzeljagd und die Pyramiden standen auf unserer Liste. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln und angemieteten Minibussen schlug sich die Gruppe durch den zähen Verkehr Kairos. Man entwickelt eine gewisse Form der Gelassenheit, wenn man vor Abfahrt bereits weiß, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass man für die nächste Stunde im Stau steht.

Eine Nacht in der Wüste

aegypten2016_03Ein Highlight inmitten der Zeit in Kairo sollte nicht unerwähnt bleiben: Wir entflohen dem Stadttrubel für zwei Tage und fuhren nach Fayoum, einer Oase ganz in der Nähe von Kairo. In einer Eco-Lodge hatten wir teilnehmerinitiierte Workshops, wir sprachen mit dem redseligen Eigentümer der Lodge und dann ging das Abenteuer richtig los. Für eine Nacht fuhren wir in die Wüste. Sand vorne, Sand hinten, Sand links und auch rechts. Am Ort, an dem wir unsere Zelte für die Nacht aufschlugen, war keine Stadt mehr zu sehen. Zeit um durchzuatmen! Fern ab von Smog, Lärm und Licht, kuschelten wir uns in die Schlafsäcke und bewunderten den klaren Sternenhimmel. Am nächsten Tag besuchten wir noch das neu eröffnete Museum für Klimawandel und staunten über Walfossilien in der Nähe des Museums. Ein mehr als gelungener Trip, der durch eine Runde Sandboarding komplettiert wurde.

Der Abschied nach dem zweiten Teil fiel emotionaler aus – man gewöhnt sich in vier Wochen gemeinsamen Lebens sehr aneinander. Grund genug für einen großen Teil der Teilnehmer*innen den kommenden Austausch zu organisieren: um vielen neuen Leuten die Chance zu geben, ähnlich intensive Erfahrungen zu machen, wie wir sie machen durften.