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Corona weltweit

Interview mit Davide aus Belgien

  1. Alter, Beruf, Superheldenpower
    Ich heiße Davide und bin 46 Jahre alt. Ich versuche, mich für die Zirkularität in der Industrieproduktion einzusetzen, um die Industrie und insbesondere die Schwerindustrie zu dekarbonisieren. Ich befürworte auch, das fossile Brennstoffe im Bereich der Heizung nicht mehr verwendet werden, da dies der Schlüssel zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in unserer Wirtschaft ist. Meine Superkraft ist meine Kreativität. Ich kann gut außerhalb der Box denken, zum Beispiel im Bereich der Kommunikation in Kampagnen. Ich bin auch sehr gut im Slogans entwickeln.
  2. In welcher Situation befindet sich das Land, in welchem du lebst, gerade in Bezug auf Cornona-Krise?
    Ich lebe in Belgien und trotzdem sich das Virus hier auch verbreitet hat, ist die Atmosphäre ein bisschen entspannter, verglichen mit Frankreich und Italien. Den Leuten ist es erlaubt ein bisschen Dampf abzulassen durch zum Beispiel Fahrrad fahren oder joggen gehen. Das ist sehr gut. Ich glaube, dass das größeren sozialen Schaden verhindert, der sonst noch durch Stress aufgrund des Lockdowns dazukommen würde. In anderen Ländern wird das außer Acht gelassen.
  3. Wie geht die Politik mit der Krise um?
    Es fehlen vielfach Einkaufsmöglichkeiten, was hier wie auch anderswo, Probleme verursacht. Die belgische Regierung hat sich wegen der Krise ganz gut zusammen gerauft und sie alles in allem bis dato gut gemanaged, wenn man bedenkt, dass das Kabinett wegen der langen regionalen Zwistigkeiten zwischen den Flamen und den Wallonen eher machtlos ist. Auf der anderen Seite wurden einige Probleme noch nicht angegangen, wie zum Beispiel die hohen Kosten für Telefon- und Internetverträgen, was momentan eine digitale Kluft schafft.
  4. Wie fühlst du dich persönlich? Wie beeinflusst die Situation dich und dein Leben? Was gibt dir Kraft?
    Ich fühle mich privilegiert verglichen mit meiner Familie, die in Italien lebt. Ich habe außerdem das Privileg einen Hinterhof zu haben und kann somit auch mal raus an die frische Luft. Ab und zu kann ich auch mal ins Büro. Dort habe ich eine stabilere und stärkere Internetverbindung und kann somit auch an einer Telefonkonferenz teilnehmen.
  5. Wie gehen weniger privilegierte Menschen mit Covid-19 um? Also Menschen, die in Slums, Flüchtlingslagern oder Randbezirken leben. Was sind die größten Herausforderungen dort und wie wird damit umgegangen?
    Wie ich bereits gesagt habe, belasten die hohen Internetkosten Familien mit einem geringeren Einkommen und benachteiligen Kinder beim e-Lerning . Diejenigen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, um zur Arbeit zu kommen, können diese glücklicherweise weiterhin nutzen, aber meiner Meinung nach wurden Sicherheitsmaßnahmen nicht schnell umgesetzt. Natürlich hat die Dichte des öffentlichen Nahverkehrs abgenommen, da die Verwendung abgenommen hat und Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen somit viel seltener fahren.
  6. Gibt es einen Unterscheid zwischen der städtischen und ländlichen Gebiete in deinem Land?
    Darüber kann ich nichts sagen, da ich in Brüssel lebe und kaum aus der Stadt rauskomme.
  7. Wie gehen junge Menschen mit der Krise um? Wie viel beeinflusst das Virus ihr alltägliches Leben?
    Darüber kann ich auch keine Aussage treffen. Was ich sagen kann, ist, dass das Home-schooling-Konzept für manche Familien eine große Herausforderung ist. Vor allem für Eltern, die weiterhin arbeiten. Denn auch Homeoffice ist Arbeit. Du musst zum Beispiel die ganze Zeit vor deinem PC bleiben um erreichbar zu sein. Eine schlechte heimatliche WLAN-Verbindung trägt ihr übriges zur eh schon schlechten Situation bei.
  8. Zeigt die Gesellschaft deiner Meinung nach eine spezielle Art von Solidarität gerade?
    Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel die Aktionen, wie Einkaufen und Beschaffung von Medikamenten, um ältere Menschen dabei unterstützen nicht rauszugehen. Oder aber auch das Engagement von vielen lokalen Einrichtungen, die sich für Solidaritätsmaßnahmen und Wohltätigkeitsorganisationen einsetzen.
  9. Nach was würdest du Deutschland und die Europäische Union fragen, womit sie dein Land unterstützen würden?
    Gerade ist die Zeit, wo es sich klar zeigt, dass wir eine stärker zusammenstehende und einheitlichere Institution auf europäischer Ebene brauchen. Ich persönlich denke, dass wir es nicht vermeiden können eine Einheit mit einem einzigen Gesundheitssystem und Präventionsstrategien, einem einzigartigen und horizontalen Wohlfahrtssystem und einem koordinierteren und umfassenderen Finanzrahmen zu werden. Wenn wir warten bis alle Länder das gleiche Entwicklungslevel erreicht haben, werden wir das nie erreichen können. Siehe am Beispiel der USA. Nach 250 Jahren liegen Alabama oder Louisiana Lichtjahre hinter Kalifornien, was die industrielle Entwicklung und das Pro-Kopf-Einkommen betrifft. Ich denke, Deutschland, als ein führendes Land der EU, sollte in dieser Debatte auch Verantwortung übernehmen, um eine stärkere Union voranzutreiben.