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Corona weltweit

Interview mit Caro, Freiwilligendienstleistende in der Dominikanischen Republik

Caro hat bis zum Beginn der Corona-Krise über weltwärts einen Freiwilligendienst in der Dominikanischen Republik gemacht. Im April 2020 berichtet sie von ihren Eindrücken über die Lage in der Dominikanischen Republik während der Corona-Krise.

  1. Alter, Beruf, Superheldenpower
    Caro, 19 Jahre, Freiwilligendienstleistende, mit weltwärts in Las Terrenas, Samaná, Dominikanische Republik., Teleportation
  2. In welcher Situation befindet sich das Land, in welchem du lebst, gerade in Bezug auf Cornona-Krise?
    Zur Zeit steigen die Zahlen der Corona-Infizierten in der Domonikanischen Republik, wie ja fast überall auf der Welt. Pro Tag sind es ca. 150 Neuinfizierte was bei einer Bevölkerungspopulation von 10 Millionen Menschen ziemlich viel ist. Es gibt eine landesweite Quarantäne, welche auch gut und schnell umgesetzt wurde. Alle Touristen, wurden evakuiert und aus dem Land gebracht. Das waren ungefähr 10.000 und dazu zählten auch wir Freiwillige. Zu den Maßnahmen zählen auch nachts Ausgangssperren und es haben nur die nötigsten Geschäfte offen.
  3. Wie geht die Politik mit der Krise um?
    Die Quarantäne wurde verhängt und die Maßnahmen wurden ab dem Zeitpunkt, wo die ersten Infizierten gemeldet wurden durchgesetzt. Das, finde ich, ist eine schnelle Reaktion auf die Lage. Außerdem habe ich in einer dominikanischen Zeitschrift gelesen, dass an bestimmte Familien auch monatlich Geld ausgezahlt wird. Das durchschnittliche Gehalt dort liegt bei 15 Tausend Pesos was ungefähr 150 US Dollar sind. Manchen Familien wird wohl pro Erwachsenen 2,500 Pesos ausgezahlt. Aber auch nicht an alle Familien und die genauen Kriterien kenne ich auch nicht. Also wirklich verlässliche staatliche Unterstützung gibt es dort nicht.
  4. Was könnte deines Erachtens nach das größte Problem für die Menschen werden?
    Ich glaube ein großes Problem wird Arbeitslosigkeit sein, da im Land der größte Wirtschaftssektor der Tourismus ist. Dieser bricht durch die weltweiten Reisebeschränkungen gerade komplett zusammen. Alle Flüge aus und nach Europa wurden von der Dominikanischen Republik gecancelt. Dementsprechend stehen die Menschen ohne Arbeit da, dafür aber vor großen Problemen. Viele Leute arbeiten dort wie Tagelöhner. Also sie bekommen zwar nicht jeden Tag Geld ausgezahlt, aber Leben von Tag zu Tag; quasi von der Hand in den Mund. Gerade diese Menschen können es sich eigentlich nicht leisten in Quarantäne zu gehen. Dies betrifft häufig auch die ärmere Bevölkerung in den ländlichen Regionen. Deswegen können dort die Maßnahmen nicht eingehalten werden, denn die Menschen können sich sonst lebensnotwendige Dinge wie Essen nicht leisten. Es gibt auch keine staatlichen Hilfen auf die sie sich verlassen könnten. Also Arbeitslosigkeit und Armut, sowie damit verbunden auch Hungersnöte werden wohl die größten Probleme hier werden.
  5. Wie fühlst du dich persönlich? Wie beeinflusst die Situation dich und dein Leben? Was gibt dir Kraft?
    Als ich noch dort war, war ich eigentlich ganz guter Dinge. Aber da waren die Infektionszahlen auch noch ziemlich niedrig, ich glaube bei 50 Infektionen. Zu dem Zeitpunkt wurden ja auch schon Quarantäne-Maßnahmen umgesetzt und ich hatte die Hoffnung, dass das viel helfen würde. Jetzt bin ich aber wirklich besorgt, besonders weil das Gesundheitssystem in der Dominikanischen Republik katastrophal ist. Dies war auch der Grund warum alle Freiwilligendienstleistenden nach Deutschland zurückgeholt wurden. Ein Land wie die Dominikanischen Republik wird sehr lange mit den Folgen und dem Virus an sich zu kämpfen haben – vermutlich auch länger als die Länder in der westlichen Welt. Kraft gibt mir nur die Aussicht darauf, dass ein Impfstoff entwickelt wird. Jedoch wissen wir alle, dass dies wohl noch eine Weile dauert.
  6. Welche Möglichkeiten haben die Menschen dort sich vor dem Corona-Virus zu schützen?
    Wenn sie es sich leisten können: zu Hause zu bleiben. Menschen mit Krankenversicherung haben bei möglicher Infektion dann die Krankenhäuser zur Behandlung. Aber die meisten Leute sind dem Virus wohl früher oder später schutzlos ausgesetzt.
  7. Wie gehen junge Menschen mit der Situation um? Wie stark ist der Alltag von jungen Menschen beeinflusst (Studium, Schule, Ausbildung).
    Alle Schulen und Universitäten wurden auch dort geschlossen. Die jungen Menschen, die ich kenne, versuchen sich alle an die Quarantäne zu halten und ihren Beitrag zur Eindämmung beizutragen. Aber ich glaube, das ist regional sehr unterschiedlich und es gibt immer noch Menschen, die das ganze nicht ernst nehmen.
  8. Wie solidarisch ist die Gesellschaft in der momentanen Situation?
    Mein Eindruck ist, dass trotz allem die Solidarität unter den Menschen bestehen bleibt. Ich habe dort generell viel Hilfsbereitschaft, gerade in Bezug auf Familie und Nachbarschaft gesehen. Ein wichtiger Punkt ist, dass es Essensspenden und -ausgaben weiterhin gibt.
  9. Können wir aus Deutschland irgendwie helfen?
    Schwierig. Falls es irgendwann den Zeitpunkt erreicht wo sich die Situation in Deutschland verbessert und wir mehr Masken und Desinfektionsmittel hätten, würde es helfen solche Schutzutensilien dort hin zu schicken. Das System dort bräuchte generell aber auch Unterstützung durch mehr gut ausgebildete Krankenschwestern, Pflegekräfte und Ärzte. Es ist eben nicht damit getan, Geld an die Regierung zu geben, denn Korruption ist dort ein großes Thema. Also glaube ich dass gezieltere kleinere Hilfsaktionen oder -pakete mehr helfen würden.