BUNDjugend  

Grüne Internetnutzung

Es ist Mittwochnachmittag, ich liege auf meiner Couch, schaue mir einen Vlog über das Aussteigerleben auf der Alm auf YouTube an und suche anschließend nach ein paar Rezeptinspirationen für Spätzle im Internet- dass ich dabei einen nicht gerade kleinen Co2-Ausstoß verursache, ist mir lange nicht in den Sinn gekommen. Die Vorzüge unseres digitalen Zeitalters wollen wir wohl kaum mehr missen: Von nahezu jedem Ort können wir uns mit dem Rest der Welt vernetzen, im Internet stehen uns tausende von Informationen zu jeglichen Themen, Begriffen und Fragen zur Verfügung und abends können wir jederzeit unseren Lieblingsfilm streamen. Doch Suchmaschine, E-Mail, Surfen, Streamen: unser digitales Dasein verbraucht gigantische Mengen Strom und heizt damit auch die Klimakrise weiter an.

Allein das deutsche Datenaufkommen erzeugt pro Jahr ungefähr 33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, das entspricht in etwa der Emissionsmenge des inländischen Flugverkehrs! Eine Internetsuche verursacht 0,2 Gramm Co2 und nach gerade einmal 2-minütigen Videoschauen sind schon 20 Megabyte heruntergeladen und damit rund 8 Gramm Co2 erzeugt- so viel, als wäre man 30 Meter Auto gefahren. Diese Zahlen überraschen nicht nur mich; den wenigsten von uns ist bewusst, wie viel Infrastruktur das Internet benötigt.

Beim Streaming zum Beispiel werden Bilder, Videos und Ton am PC oder einem anderen Endgerät wiedergegeben, ohne, dass sich der eigentliche Inhalt auf dem lokalen Speicher des Geräts befindet. Dafür müssen eine große Menge an Ton-und Bildinformationen jederzeit und von überall auf der Welt abrufbar sein. Um dies zu gewährleisten, werden sie von leistungsfähigen Computern in ständig eingeschalteten Rechenzentren mehrmals auf einer Festplatte abgelegt, um von Servern schließlich um den halben Erdball an unsere Geräte gesendet werden zu können. Diese Datenströme des Internets sind in der Tat sehr abstrakt, da man sie weder sehen noch anfassen kann -und dennoch verbrauchen sie reale Rohstoffe.

Allein in Deutschland befinden sich rund 53.000 solcher Rechenzentren, 25 % davon in Frankfurt am Main. Dort haben sie mit einem Fünftel des lokalen Stromverbrauchs bereits sämtliche Haushalte und auch den Flughafen überholt! Besonders stromziehend ist hierbei der Aufwand für die Kühlung, denn die Rechner erzeugen auf derselben Fläche etwa zehnmal so viel Wärme wie ein normaler Elektroherd.

Die Rechenzentren werden zwar effizienter, doch die immer weiter wachsende Datenmenge macht dies wieder wett. Unglaubliche 90 % aller heute vorhandenen Daten sind in den vergangen 18 Monaten entstanden. Streamingplattformen wie Netflix sind dabei mit 80 % die großen Vorantreiber dieser Entwicklung. So soll das weltweite Videostreaming 2019 rund 300 Millionen Tonnen Co2 verursacht haben- was den Emissionen von ganz Spanien entspräche!

Auch eine einzelne Rundmail ist nicht so harmlos wie man annehmen mag. Je nach Anhang entstehen etwa 4 bis 50 Gramm CO2 dabei. Und ein Smartphone, auf dem ständig 20 Apps im Hintergrund aktualisiert werden, hat im Übrigen denselben Energiebedarf wie ein Kühlschrank.

Natürlich verlangt keiner, dass wir nun alle unsere Smartphones wieder gegen unsere alten Tastenhandys eintauschen und das Internet abschaffen. Dennoch gibt es (zum Glück) einige Tipps und Tricks, um die Internetnutzung grüner zu gestalten:

Tipps und Tricks für eine grünere Internutzung:

Digital entrümpeln: Doppelte Informationen löschen und die digitale Ballast regelmäßig abwerfen: Verschwommen Fotos, die fünfte exakt identische Serienaufnahme vom Abendhimmel in der Cloud, uralte Emails oder nicht mehr benötigte Dateien auf dem Server- all das benötigt Strom und verursacht damit CO2.

Nachhaltige Suchmaschine: Ecosia- wie andere Suchmaschinen auch verdient Ecosia Geld mit Werbeanzeigen. Der große Unterschied besteht jedoch darin, dass Ecosia mit seinem Gewinn Bäume pflanzt, und zwar dort, wo sie am dringendsten von Mensch und Natur gebraucht werden. Je mehr Menschen Ecosia benutzen, desto mehr Bäume können gepflanzt werden. Ecosia ist zudem sehr transparent: ein monatlich veröffentlichter Finanzbericht gibt Auskunft darüber, wohin genau die Einnahmen aus deinen Suchanfragen fließen. Außerdem werden die Server mit Strom aus zu 100% erneuerbaren Energien betrieben und großer Wert auf deine Privatsphäre gelegt. Die Installation von Ecosia auf dem Laptop und/oder Smartphone (App) ist ganz einfach und schnell. Mehr Informationen findet ihr auf der Website von Ecosia.

Nachhaltiges E-Mail-Konto: Hierfür sollte man Anbieter wählen, die Öko-Strom benutzen. Stiftung Warentest zeichnete z.B. Posteo und Mailbox.org als sehr gut aus. Beide haben ihre Serverstandorte in Deutschland. Eine Übersicht zu diesem Thema bietet das Forschungsprojekt Green soft vom Umweltcampus Birkenfelde: www.umwelt-campus.de
Mobile Carbonalyser: mit dieser kostenlosen App kannst du deinen Stromverbrauch basierend auf dem Datenverbrauch deines Smartphones (Internetsuche, Videos schauen etc.) analysieren lassen. Aus deinem jeweiligen Stromverbrauch wird dann dein CO2-Ausstoß in Gramm sowie ein Autostreckenequivalent in km ermittelt.