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Was hat das Stück Fleisch auf meinem Teller mit dem Klimawandel zu tun? Anlässlich der bevorstehenden „Wir haben es satt“-Demo am kommenden Samstag, hat Anton vom Klimateam einen Artikel zu dieser Frage geschrieben.
Die Landwirtschaft, die Grundlage für unser Überleben, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Heutzutage wird sie von einem Drang nach Produktivität, Effizienz und Gewinnmaximierung durchzogen. Was zunächst einmal nicht so schlecht sein muss, sorgt gegenwärtig für verschiedenste Probleme, die nicht nur aus moralischer Sicht und hinsichtlich des Umweltschutzes äußerst bedenklich sind, sondern auch eine direkte Gefahr für uns Menschen darstellen.
Der konventionelle Ackerbau, um ein Vielfaches mehr aber die industrielle Tierhaltung tragen einen nicht unbeträchtlichen Anteil zum Klimawandel bei.
In den Mastanlagen und Schlachthöfen werden Tiere gequält. Gleichzeitig werden in großem Maßstab Dünger und Pestizide eingesetzt, die oft Schaden an Natur und Mensch anrichten. Die landesweit produzierte Gülle wiederum vergiftet ganze Landstriche.
Die Haltung von Tieren ist in den letzten Jahrzehnten mittlerweile zu einem großen Teil darauf ausgerichtet, in industriellem Maßstab mit möglichst größter Effizienz und bei maximalem Gewinn Fleisch, Milch, Eier und andere tierische Produkte herzustellen. Nicht nur, dass die als „Massentierhaltung“ allgemein zum Standard geworden ist, auch die Zahl der Betriebe geht beständig zurück, obwohl die Produktionsmenge von tierischen Erzeugnissen immer weiter steigt. Auch in der Agrarwirtschaft geht es oft darum, Erträge zu optimieren.
Die Verantwortung hierfür liegt u.a. bei den Supermärkten und Vertrieben, die einen starken Preisdruck auf die Erzeuger*innen ausüben, denn damit zwingen sie diese zu so einer Form der Landwirtschaft.
Es fällt schwer, die oftmals unmenschliche Art und Weise, wie wir Tiere für unseren Nutzen halten und behandeln, in Worte zu fassen. Die alltäglichen Gräuel, die in den vielen deutschen Mastanlagen und Schlachthöfen herrschen, sind allein schon ethisch gesehen völlig inakzeptabel! In vielen herrscht ein erschreckendes Bild. Tiere werden auf engsten Raum gehalten und erleiden Krankheiten und Verstümmelungen, bekommen massenhaft Antibiotika und andere Medikamente verabreicht. Durch die frühe Schlachtung endet ihr Leben schon nach kürzester Zeit (durchschnittliche Lebenserwartung eines Masthuhns: fünf bis sechs Wochen).
Eine große Belastung für das globale Klima stellen auf der einen Seite die Tiere selbst dar. Rinder und andere Tiere stoßen in großen Mengen Methan (CH4) aus. Methan ist ein starkes Treibhausgas, welches ca. 25-mal so stark wie Kohlenstoffdioxid ist. Die weltweite Tierhaltung insgesamt ist laut einem Bericht der Food and Agriculture Organization (FAO) für ca. 18 % der durch Menschen freigesetzten Treibhausgase weltweit verantwortlich. Die massive Haltung von Tieren sorgt also selbst schon für eine beträchtliche Verstärkung des Klimawandels.
Um diese Millionen von Masttieren zu ernähren, wird natürlich viel Futter gebraucht. Dieses kommt meist in Form von Kraftfutter daher, welches zu einem großen Teil aus genmanipuliertem Soja hergestellt wird und aus südamerikanischen Ländern wie Argentinien oder Brasilien stammt. Für den Anbau werden artenreiche Regenwälder gerodet, die essenziell für ein gesundes Klima sind, denn der Anbau von Sojapflanzen verlangt große Flächen. Ersetzt werden die Wälder durch Monokulturen, die nur unter hohem Einsatz von Pestiziden, Wasser und Dünger existieren können und somit die betroffenen Regionen langfristig kontaminieren, degradieren und den dort lebenden Menschen und Tieren ihre Lebensgrundlage entziehen. Zudem gehen durch die Gier nach Flächen wichtige Speicher für Kohlenstoff und natürliche Ökosysteme verloren.
Man könnte die Beschreibung der Gefahr, die von der Massentierhaltung ausgeht, noch lange weiterführen. Doch die genannten Dinge sollten schon ausreichen, um uns zu alarmieren.
Zusammen mit der sonstigen (konventionellen) Landwirtschaft ist dies ein schwerer Ballast für das Klima, die Umwelt und uns Menschen. Wie so oft trifft es vorrangig arme Menschen, die unter den Essensgewohnheiten des reichen Teils der Welt leiden. Von dem Klimawandel sind am meisten strukturschwache und mittellose Länder bedroht.Direkt betroffen sind Menschen in Regionen, wo z.B. der massive Anbau von Futtermitteln zu Wasserknappheit führt.
All das sind unsere Gründe am kommenden Wochenende auf die Straße zu gehen. Auf der „Wir haben es satt“-Demo demonstrieren wir für eine nachhaltige, tier- und klimafreundliche Landwirtschaft. Bist Du auch dabei?